Felizienthal-Forschung

Böhmen

Woher kamen die deutschen Siedler in Galizien – warum kam es zur Besiedlung?

Bereits im 13. Jahrhundert kamen deutsche Siedler überwiegend aus Schlesien und Ungarn in das spärlich besiedelte Land. Fürsten und Grundherren beriefen Bauern, Bürger und Handwerker, dem Land einen höheren Ertrag und eine bessere Wirtschaftlichkeit abzugewinnen.
Die Ländereien gehörten hauptsächlich den Benediktinern, den Zisterziensern und den Prämonstratensern auf kirchlicher und den Fürsten und Grundherren auf weltlicher Seite.
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Die deutschen Siedler wanderten in den Osten, um sich und ihren Kindern durch schwere Arbeit eine neue Existenz zu schaffen. Die Besiedlung Galiziens durch Deutsche, aber auch durch Polen, setzte sich in Jahrhunderten fort.
Grundlage für die Ansiedlung von Deutschen war zunächst das erste Einwanderungspatent Maria Theresias vom 18. 6. 1774. Den Einwanderern wurden sechs Jahre Steuerfreiheit und unentgeltliche Verleihung des Bürger- und Meisterrechtes zugesichert. Katholiken durften sich überall ansiedeln, Protestanten nur in den vier Städten Lemberg, Jaroslau, Sandomir, Zamosc und Zaleszczyki. So kamen Deutsche aus fast allen Ländern des deutschsprachigen Raumes.
Joseph II., nach Maria Theresias Tod im Jahre 1780 Kaiser, öffnete durch sein zweites Ansiedlungspatent vom 17. 9. 1781 den Protestanten nicht nur alle Städte, sondern auch das flache Land. Dazu gewährte er ihnen im Toleranzpatent vom 13. 10. 1781 auch die freie Religionsausübung.
Es gab einfach gesagt drei verschiedene Siedlungswellen.
1. Josephinische Kolonisation 1782-1785
2. Franzisceische Kolonisation 1802-1805
3. Kolonisation der Böhmerländer um 1810-1840

Die Felizienthaler Siedler gehörten der 3. Siedlungswelle an.
Der Großgrundbesitzer und Edler Karl Seif aus Smorze schickte Werber nach Böhmen und die versprachen den armen Bauern das gelobte Land. Die Siedlungswilligen erhofften sich eine bessere Zukunft, unterschrieben Kaufverträge, verließen ihre Heimat.
Die Siedler kamen aus dem südlichen Egerland und hatten die Bezeichnung Haderlumpen oder Gouterter; die Böhmerwäldler waren die Sakraböhmen oder die Sakra.

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Kaiserreich Österreich-Ungarn um 1835
Die Egerländer-Siedler –Pfeil oben– und die Böhmerwäldler-Siedler –Pfeil unten– ziehen nach Galizien.

Bauern, Handwerker, Waldarbeiter, Knechte und Tagelöhner, alle armen Leute, machten sich zwischen 1835 und 1840 auf den langen und beschwerlichen Weg nach Ostgalizien. Zwar verließen sie nicht ihren Staat, das Kaiserreich Österreich-Ungarn, doch war es annähernd eine fast 1000 Kilometer lange Reise. Ziel war das ukrainische Dorf Smorze am Rande der Karpaten in Ostgalizien.
Nur das Allernotwendigste, etwas Hausrat, Kleider, Wäsche, einige religiöse Bilder, ein Kruzifix und von den Ahnen ererbte Gebetbücher, wurden auf ein Wägelchen verfrachtet, das in den allermeisten Fällen die Aussiedler selbst zogen. Familienangehörige taten sich für die Reise zusammen, führten ihr Hab und Gut und vielleicht ein oder zwei Stück Vieh mit. Viele hatten nicht einmal das; nur ihr Leben und das, was sie auf dem Leibe trugen. Die meisten gingen zu Fuß ihren gepackten Wagen ziehend. Einige machten sich Gespanne aus Hunden, die wenigsten hatten ein Zugtier.
Ausgestattet waren sie mit einem Personaldokument, einem Reisepass des Königreiches Böhmen, in dem das Familienoberhaupt, die Ehefrau und die Kinder unter Beschreibung ihrer Person und des Alters eingetragen waren. Der Zweck der Reise war die Besitznahme der erkauften Bauernwirtschaft oder anderer Landesteile.
Die Reise ging über vorgeschriebene Routen. Man meldete sich in den Städten bei den Behörden und ließ sich auf den Reisepass einen Stempel aufdrücken und zog weiter nach Galizien.
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Herkunftsorte der Deutschen aus Westböhmen
Aus dem Buch: Heimat Galizien im Bild, Hilfskomitee der Galiziendeutschen, Stuttgart 1983,
redigiert von Josef Lanz und Rudolf Unterschütz