Felizienthal-Forschung

Felizienthal

Felizienthal wurde 1835 von Kolonisten aus Südböhmen und dem Egerland südöstlich von Smorze gegründet.
Es liegt 738 m über dem Meeresspiegel im Tal des Baches Smorzanka, der bei Annaberg entspringt und bei Mochnate in den Stry-Fluss mündet.
1857 wurde die römisch-katholische Pfarrkirche Hl. Johannes Nepomuk erbaut. Erbauer war der Zimmer- meister Johann Lang, geb. 1816 in Hesselsdorf/Böhmen.
Sie ist die Pfarrkirche der Deutschen aus den Dörfern Felizienthal, Smorze, Annaberg, Tucholka, Klimiec, Karlsdorf, Hutar, Kalne, Plawie, Wyzlow und Zupanie. Die einheimischen Ukrainer hatten ihr eigenes Pfarramt.
Kirchlich gehörte Felizienthal zur Diözese Lemberg, gelegentlich auch zur Diözese Lubaczow.


An der Kirche lag der alte Friedhof, etwas weiter weg der neue. Die Wahl für Felizienthal als Kirchplatz fiel auf dieses Dorf, da dort zum Zeitpunkt der Kirchenplanung die meisten Deutschen wohnten und Felizienthal seit 1848 schon Pfarramt war. Es ist anzunehmen, dass es in Felizienthal vor dem Bau der jetzigen Kirche eine provisorische Kirche oder eine kleine Kapelle gab, denn ohne ein Gotteshaus war die Erhebung zu einem Pfarramt nicht denkbar.

Die Kirchenbücher für die deutschen Siedler wurden seit der Gründung bis etwa 1843 in der benachbarten röm.-kath. Pfarre Skole geführt. Danach bis 1862 unter „Capella Climiec“ und weiter bis Ende 1939 beim Pfarramt Felizienthal.

Von der Felizienthaler Kirche in Richtung Smorze stand links der Straße eine sehr kleine Kapelle. Eine Art quadratischer Turm, etwa zwei mal zwei Meter nur groß. Zur Straße hin befand sich der offene Eingang. Sie wurde Johannes-Kapelle genannt, weil in ihr die Statue des Heiligen Johannes stand. Es war eine mannshohe Holzfigur, hautfarbig bemalt. Die Figur war bekleidet mit einem weißen Hemd und schwarzem Talar. Auf dem Kopf trug sie eine schwarze Priestermütze.
Die Dorfbewohner beteten ab dem 16. Mai acht Tage lang in den Abendstunden zum Heiligen Nepomuk. Um die Kapelle waren für die Gläubigen Bänke aufgestellt, denn der Innenraum war wegen des Andrangs viel zu klein.
Am 24. Juni, dem Patronatstag, fand immer eine Prozession von der Kirche zur geschmückten Kapelle statt. Die Pilger sangen Lieder und beteten.
Als die Deutschen ausgesiedelt waren, verfiel die Kapelle oder wurde gar zerstört. Ein Ukrainer rettete die Johannesfigur vor den Kommunisten und versteckte sie auf dem Dachboden seines Hauses.
Theresia Schmidt, Tochter von Josef Güntner und Regina Lang, besuchte schon Ende der 60iger Jahre ihr Elternhaus in Felizienthal und staunte nicht schlecht, als sie die in Tüchern eingehüllte Figur auf dem Dachboden vorfand. Was aus ihr geworden ist, kann aber niemand mehr sagen.
Stacks Image 182
In Felizienthal gab es seit 1866 eine eigene deutsche einklassige Privatschule. Wie alle anderen Häuser war sie aus Holz erbaut. Davor fand die Unterrichtung der Kinder in einem Privathause statt.
1892 musste diese Schule schon vergrößert werden und 1907 wurde eine zweite Lehrkraft angestellt. 1908 erfolgte der Bau einer neuen zweiklassigen Schule. Die Unterrichtssprache war deutsch, die polnische Sprache nur Nebenunterricht. Im Schuljahr 1907/1908 besuchten die Schule 135 deutsche Kinder.
Stacks Image 185
1925 wurde der deutsche Unterricht behördlich verboten und der polnische Unterricht eingeführt. Nach Protest ist lediglich erreicht worden, dass wöchentlich zwei Stunden deutscher Sprachunterricht erteilt wurde. Die Schule wird von 90 Kindern besucht. Den Religionsunterricht erteilt ein Geistlicher in der Form, indem er den Kindern aus einem deutschen Religionsbuch etwas vorliest.

Es gibt eine Spanschachtelfabrikation der Familie Hartl, zwei jüdische Lebensmittelgeschäfte, ein jüdisches Ritualbad, eine Gastwirtschaft, die kleine Molkerei Renz und ein Gemeindehaus, auf dessen Grund früher eine Zündholzfabrik gestanden haben soll, die aber abgebrannt war. Im Ort praktizierte aus Mangel an einem Arzt eine Art Heilpraktiker, der sich sein Wissen selbst angeeignet hatte.
1928 erfolgte die Gründung der Raiffeisenkasse und Felizienthal schloss sich dieser allgemeinen Entwicklung Galiziens an. Vorsitzender der Felizienthaler Kasse war Johann Hartl.
Felizienthal zählte 1881 38 Wohnhäuser mit 245 Einwohnern. 1889 waren es bereits 43 Häuser und 268 Einwohner, davon 263 Deutsche. Unter den Einwohnern gab es vier griechisch-katholische Gläubige und zehn Juden.
In Felizienthal lebten nach einer Statistik von 1921 mehr als 300 deutsche Einwohner; 1929 360 Deutsche.

Um 1938/39 brach ein Feuer in der Kirche aus. Der linke Nebenaltar war durch die niedergebrannten Kerzen in Brand geraten
Man hatte nach der Messe vergessen, diese Kerzen zu löschen.
Rauch war aus der Kirche gestiegen und der unten an der Kirche wohnende Jude Jegev Epstein hatte dies bemerkt. Er schlug sofort Alarm und das Feuer, das den Seitenaltar erfasst hatte, konnte gelöscht werden.

Seit die Deutschen Ende 1939/Anfang Januar 1940 das Dorf verlassen haben, wurden nach und nach ukrainische Siedler aus Polen und anderen Landesteilen angesiedelt. Sie bewohnen einen großen Teil der deutschen Häuser. Viele deutsche Häuser sind nun verfallen, auch das Pfarrhaus.
Stacks Image 245
Die Kirche war in der kommunistischen Zeit eine Lagerhalle. Sie wurde danach renoviert und ist jetzt ein griechisch-katholisches Gotteshaus.
Die Kirche ereilte am Sonntag, 22. 10. 2006, ein trauriger Schicksalsschlag. Sie brannte bis auf die Grundmauern nieder. Am Sonntagmorgen war noch eine Taufe gefeiert worden und kurz danach stand die Kirche in Flammen. Die Ursache soll ein Kurzschluss gewesen sein.
Damit war das wesentlichste und älteste Bauwerk deutscher Siedler in der Sprachinsel Felizienthal zerstört.
Stacks Image 111
Stacks Image 248

Felizienthal 2005, Blick von Annaberg in Richtung Smorze

Stacks Image 260

Felizienthal 1988, Haus und Scheune von Adolf Titz
Foto: Maria Ziller, Herlazhofen

Stacks Image 262

Felizienthal 1988, Haus von Rudolf Schulz
Foto: Maria Ziller, Herlazhofen

Stacks Image 268

Felizienthal, Haus von Johann Lang, Foto: Jim Lang, Kanada

Stacks Image 253
Stacks Image 255